Am Vorabend des Passahfestes, dem sog. Sederabend, gedenken die Juden an die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten. Auch Jesus feierte mit seinen Jüngern diesen besonderen Abend und setzte dabei das Abendmahl ein. Wir durften dieses Fest am Gründonnerstagabend ein Stück miterleben. Uns erwartete ein festlich geschmückter Saal in der Paul-Gerhardt-Kirche, der bis auf den letzten Platz gefüllt war.
Den ersten Teil des Abends eröffnete Ehepaar Krauß mit der Sederfeier (Seder bedeutet „Ordnung“). Der Ablauf orientierte sich nach traditionellen jüdischen Bräuchen. Zu Beginn wurde der „Kiddusch“, der Segensspruch über dem 1. Becher Wein ausgesprochen. Danach wurden bittere Kräuter in Salzwasser getaucht und gegessen. Dies symbolisiert die Bitterkeit der Knechtschaft in Ägypten und die vielen Tränen, die vergossen wurden. Anschließend folgte das Brechen des ungesäuerten Brotes (Mazza), als Symbol der Eile, in der die Israeliten aus Ägypten geflohen waren, so dass nicht einmal der Brotteig aufgehen konnte.
Im Anschluss daran folgten die Geschichte des Auszuges aus Ägypten und ein Frage-Antwort-Dialog zwischen den Kindern und den Erwachsenen. Zum Beispiel wurde gefragt: „Warum essen wir an diesem Abend Feigenmus?“ Dabei erfuhren wir, dass das Feigenmus ein Symbol ist für den Lehm, aus dem die Israeliten in den Zeiten der Knechtschaft die Ziegel herstellen mussten. Dann tranken wir den 2. Becher Wein und erinnerten uns an das Gericht, welches Gott über die Ägypter brachte und dass die Israeliten schließlich doch ausziehen durften.
Im zweiten Teil des Abends genossen wir ein wunderbares Essen, dank unserer Köche, Ehepaar Hasenöder sowie vieler feißiger Helfer!
Dann folgte der drite Teil des Abends. Prädikant Vieweger führte in das Abendmahl ein und verdeutlichte, wie eng Passah-Sedermahl und Abendmahl Jesu zusammenhängen und welche Bedeutung dies für Messianische Juden und uns Christen hat. Jesus feierte das Abendmahl als Bestandteil der Passahfeier, indem er ein Stück Mazza brach, mit den Worten: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.“ Dann nahm Jesus den Wein – es war der 3. Becher, der in der Tradition des Passah-Sedermahls als „Becher der Erlösung“ bekannt ist – mit den Worten: „Das ist mein Blut, das für euch vergossen wird.“ Dies erinnert uns daran, dass – so wie die Israeliten durch das Blut des Passahlammes von der Sklaverei in Ägypten befreit wurden – wir durch Jesu Blut von der Sklaverei der Sünde erlöst sind.
Voller Dankbarkeit für das Opfer Jesu und unsere Erlösung tranken wir schließlich den 4. Becher, den Becher des Lobpreises und sangen viele schöne Lieder.
Der ganze Abend war von einer besonderen Atmosphäre geprägt. Es war eine schöne und teils auch neue Erfahrung, in der wir einen tieferen Einblick in die jüdische Tradition und die Einsetzung des Abendmahls bekamen.
Feline Friedrich und Klaus Luger