Kurzandacht zum Monatsspruch Juni 2025

Es geht wieder los – der Festivalsommer beginnt. Jedes Jahr im Juni, wenn die Temperaturen steigen, finden überall in Deutschland Musikfestivals statt. (Zumeist junge) Menschen zelten mehrere Tage, verzichten auf einige hygienische Standards und erleben eine besondere Gemeinschaft mit zehntausenden anderen. Die dargebotene Musik unterscheidet sich von Festival zu Festival.

Diese Parallelwelt auf Zeit kann von außen belustigen, verlocken oder auch irritieren. Ganz besonders gilt das wohl für ein Festival von weltweitem Ruf: Das „Wacken Open Air“ ganz im Norden Deutschlands, bei dem sich jedes Jahr im August bis zu 85.000 Metalfans aus aller Welt. Düster sieht es von außen aus, vielleicht haben Sie von dem Phänomen schon einmal gehört. Ein kleines Dorf in Schleswig-Holstein wird jedes Jahr für mehrere Tage komplett von schwarz gekleideten Langhaarigen besucht. Kleidung, Schmuck und Schminke sehen manchmal makaber aus, spielen mit satanischen Zeichen – kurzum: viele Menschen sehen so aus, wie man sich das Wort „unheilig“ (oder nach Tagen des Festivals: „unrein“) bildlich vorstellen könnte.

Mir aber hat Gott gezeigt, dass man keinen Menschen unheilig oder unrein nennen darf.

Der Monatsspruch ist eine Aussage des Apostels Petrus nach einer Erscheinung, in der er von einer himmlischen Stimme aufgefordert wurde, unreine Tiere zu essen. Petrus weigert sich aus voller Überzeugung, wird aber ignoriert: „Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht unrein.“ (Apg 10,15) Petrus bleibt allein zurück, ist irritiert und überlegt, was das wohl bedeuten könnte.

Er kommt zum Schluss: Kein Mensch darf unheilig oder unrein genannt werden. „Unheilig“ als gegenüber zu „heilig“ – also als Gegenteil von „zu Gott gehörig“. Im griechischen Text steht eigentlich ein anderes Wort: κοινός (koinos), was so viel wie „gemein, gewöhnlich“ bedeutet. Kein Mensch ist gewöhnlich, beliebig, anders gesagt: Wer sich an Speiseregeln hält, ist nicht besser und mehr zu Gott gehörig als die gewöhnlichen Menschen.

Diese Erkenntnis des Petrus ist so nachvollziehbar wie schwer umsetzbar. Wer schaut nicht so manches Mal auch hier im Münchner Alltag auf seine Mitmenschen und verurteilt sie unbekannterweise in Gedanken. Und auch wenn im beginnenden Festivalsommer in den Nachrichten Menschen zu sehen sind, die äußerlich womöglich aufsehenerregend sind, ist auch hier niemand unheilig oder unrein. In diesen Fällen wie auch im Alltag ist es nicht an uns, Menschen auf diese Weise zu bewerten. Denn Petrus mahnt uns: Haltet euch mit eurem Urteil über andere Menschen zurück.

Übrigens: Beim Wacken Open Air wird die örtliche evangelische Kirche zur gut besuchten Metal Church, mehrere Pastorinnen und Pastoren sind auf dem Festivalgelände unterwegs und auch die Konfis vor Ort haben einen Heidenspaß.

Vikar Mathias Litzenburger