Kurzandacht zum Monatsspruch Mai 2025

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

es ist ein ungewöhnlicher Vers, noch dazu für den „Wonnemonat“ Mai, wo doch alles grünt und blüht. Das Buch Joel beginnt mit dramatischen Bildern von Heuschrecken, Dürre, Missernten. Die Freude der Menschen war zum Jammer geworden. Der Prophet ruft die Priester, Ältesten und alle Bewohner des Landes zu Klage und Fürbitte angesichts dieser Trockenheit auf. Die Menschen sollen weinen, trauern und fasten und sich dem Gott Israels zuwenden.

Und nun betet Joel mit lauten Klagerufen zum Herrn und nimmt sich dabei die wilden Tiere der Steppe zum Vorbild, die angesichts ihrer vertrockneten Trinkstellen längst zu Gott schreien. Mensch und Tier rufen gemeinsam zu Gott – eine besondere Gebetsgemeinschaft ist das.

Natürlich denken wir dabei auch an die Naturkatastrophen unserer Tage, an Extremwetterereignisse, die dank des Klimawandels nicht mehr nur weit entfernte Länder betreffen, sondern auch uns ganz unmittelbar. Die ersten Monate dieses Jahres waren die trockensten in Deutschland. Menschen und Tiere leiden darunter gemeinsam. Und letztlich geht es um unsere Lebensgrundlage: Wo nichts mehr wächst, da verhungern Menschen und Tiere – auch wenn das noch weit weg zu sein scheint.

Joel ruft seine Mitbürger zur Umkehr und zum Gebet auf, weil er voraussieht, dass Gott dann eingreifen wird. Wenn ihm die gesamte Schöpfungsgemeinschaft in den Ohren liegt, muss sich Gott einfach erbarmen. Wenn sie sich ihm wieder zuwenden, mit ganzem Herzen, ihr böses Verhalten bereuen und Buße tun, kann es gut werden.
Und tatsächlich kann er auch einige Verse später wieder besser Zeiten verheißen. Den gnädigen Gott gereut seine Strafe. Er ist barmherzig, geduldig und von großer Güte, so steht es im weiteren Text.

Mich erinnert das an eine treue, längst verstorbene Beterin aus unserer Gemeinde, die bei Katastrophen immer betete: „Herr, lass ein Fragen nach dir einsetzen“. Keine Klage „Warum lässt Gott das zu?“, sondern „Was will Gott uns damit sagen?“

Katastrophen, die uns zu Buße und Gebet rufen, gibt es auch in unserer Zeit genug. Wenn wir an einen allmächtigen und barmherzigen Gott glauben, dann ist es mit Blick auf Gottes Möglichkeiten auch für uns noch nicht zu spät, unser Verhalten zu ändern, Buße zu tun und im Gebet auf sein Eingreifen und auf bessere Zeiten zu hoffen und unser Leben darauf auszurichten.

An der Dringlichkeit hat sich zu damals nichts geändert – auch nicht im Wonnemonat Mai.

Alexander Schöttl