„Jesus, das ist zu viel verlangt“, möchte ich sagen. Wer so handelt, macht sich doch automatisch und wissentlich ständig selbst zum Opfer. Und wenn mich jemand mit böser Absicht verfolgt, dann muss ich mit gleichem Engagement dagegenhalten, oder? Das sagt mir doch der gesunde Menschenverstand. Aber ich möchte Jesus folgen. Fange ich im Kleinen an: Wenn ich den anderen neu, von einer anderen Seite ansehen könnte? Ich nehme wahr, wie verletzlich er ist, was ihm wichtig ist und sehe ihn als Gottes Kind wie mich. Das stimmt mich gnädiger.
Und im Großen? Wie wäre es, wenn feindliche Nationen an einen Tisch kommen, um sich wahrzunehmen, zu verhandeln und zum Frieden zu finden? Wie wünsche ich mir das für die Ukraine und Russland. Doch ich denke auch an Dietrich Bonhoeffer, der Jesu Gebot der Feindesliebe brach, damit Schuld auf sich lud und Gott um Vergebung bat. Manchmal beginnt der erste Schritt der Feindesliebe mit einem Gebet. Wir können auch Fürbitte tun für Menschen, die in Hass und Verfolgung leben.
Pfarrerin Lidia Rabenstein