»Alle Jahre wieder« – Aufbruch im Kirchenjahr

Warum feiern wir immer wieder Weihnachten, Ostern, Pfingsten? – Es hilft unserer Erinnerung auf die Sprünge und holt das vergangene Ereignis in die Gegenwart, wo es neu bedacht und gestaltet werden will.

Der Patriarch Athenagoras hält fest: »Ohne den Heiligen Geist, bleibt Christus in der Vergangenheit, ist das Evangelium ein toter Buchstabe, die Kirche ein bloßer Verein, die Autorität eine Herrschaftsform, die Mission Propaganda, die Liturgie eine Geisterbeschwörung und das christliche Leben eine Sklaven-Moral«.

Dieser Text, der am 28. August bei den Losungen stand, bringt es auf den Punkt: Ohne den Heiligen Geist, sprich eine persönliche und lebendige Beziehung zu den Festen im christlichen Kirchenjahr, bleibt es bei reiner Nostalgie, trockener Tradition und fragwürdigen Bräuchen, wenn wir christliche Feste feiern. Sie bleiben an der Oberfläche und sind eigentlich nichtssagend. Wenn wir uns den Festen aber bewusst zuwenden, wird aus dem Kreislauf des Kirchenjahres immer wieder ein neuer Anfang, dann werden die längst vergangenen Ereignisse aus dem Leben Jesu eine aktuelle Botschaft für uns heute haben.

Der Weihnachtsfestkreis, der mit dem Warten auf Jesus im Advent beginnt, hat seinen Höhepunkt darin, dass Gott in Jesu Geburt das Leben der Menschen und auch meinen Lebenskreis betritt.

Übrigens hat erst der Kaiser Konstantin im 4. Jh. n. Chr. den Streit um den Weihnachtstermin beendet, indem er einfach das Fest auf die Zeit der Wintersonnwende und das alte heidnische Fest des Jupiter Sol Invictus festgelegt hat. Eine tiefe Weisheit steckt darinnen, dass so etwa ab dem Fest der Geburt Jesu die Tage wieder länger wer-den. Das Licht kommt in die Welt.

Der Osterfestkreis rückt die Ereignisse um das Leiden, Sterben und die Auferstehung Jesu in Symbolen und Texten, auch im Fasten und Feiern in die Gegenwart unseres Lebens. Er stellt uns vor die Frage: Glaubst du das? Der Ostertermin ist an den Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühjahr gekoppelt. Deswegen schwankt der Ostertermin auch zwischen Ende März und Mitte April und mit ihm der Beginn der Fastenzeit (40 Tage vor Ostern) und das Pfingstfest (50 Tage nach Ostern).

Die zweite Jahreshälfte zwischen Pfingsten und dem Advent wendet unseren Blick auf verschiedene Themen des christlichen Lebens, den Dank für die Ernte z.B. oder das Gebet, die Hoffnung auf das Ewige Leben.
Auch die Farbsymbolik des Kirchenjahres, die sich in den Paramenten der Kirchen widerspiegelt (den farbigen Stoffbehängen am Altar und an der Kanzel), ist interessant. Weiß sind die Feste, die unmittelbar mit Jesus Christus zu tun haben, Violett ist die Farbe des Fastens, Grün ist die Farbe der Hoffnung. Das Schwarz gehört zum Tag des Todes Jesu und das flammende Rot der Begeisterung zu Pfingsten, dem Fest der unsichtbaren Gegenwart Jesu im Leben der Menschen.

Heinrich Eber

(Wer noch mehr wissen möchte: www.kirchenjahr-evangelisch.de)
(Grafik: www.kreativekiste.de)