SO KLINGT PAUL-GERHARDT – Paul Gerhardt und die Paul-Gerhardt-Gemeinde

Unser Kirchenpatron Paul Gerhardt wurde vor 415 Jahren, am 12. März 1607, in Gräfenhainichen (heute Sachsen-Anhalt) geboren. Er wirkte als Pfarrer bzw. Propst (Dekan) in St. Nikolai/Berlin, Mittenwalde und Lübben im Spreewald, wo er am 27. Mai 1676 starb und in »seiner« Kirche begraben wurde.

Paul Gerhardt dichtete etwa 130 Lieder, die in kongenialer Weise von Johann Crüger, Kantor an St. Nikolai/Berlin und dessen Nachfolger Johann Georg Ebeling vertont wurden. Johann Sebastian Bach verwendete Lieder von Paul Gerhardt in seinem Weihnachtsoratorium (»Wie soll ich dich empfangen? «, »Ich steh an deiner Krippen hier«) sowie in der Matthäus- und der Johannespassion (»Befiehl du deine Wege«, »O Haupt voll Blut und Wunden «, »Wer hat dich so geschlagen?«) und gab ihnen teilweise eigene Melodien. Paul Gerhardt gilt nach Martin Luther als der volkstümlichste Liederdichter der evangelischen Kirche.

Am Kantate-Sonntag 1942 wurde die bis dahin namenlose evangelische Interims-Kirche in München-Laim auf Beschluss des Kirchenvorstandes als erste Kirche in Bayern nach Paul Gerhardt benannt. Mitten im Zweiten Weltkrieg
sollte die Person des Liederdichters und Pfarrers, der zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges trotz Grauen, Leid, Verfolgung und persönlicher Schicksalsschläge starke Glaubenslieder schrieb, der Laimer Gemeinde Trost und Vorbild sein.

Alexander Schöttl

Der nachfolgende Artikel wurde von Richiza Braun 2003 für die damalige Festschrift zum 100jährigen Gemeindejubiläum verfasst:

Unsere Gemeinde ist nach Paul Gerhardt benannt, dem großen evangelischen Pfarrer und Liederdichter, von dem noch heute 28 Lieder in unserem Gesangbuch zu finden sind. Wir dürfen Gott für diesen großen Glaubenszeugen danken. Sein erfülltes, aber auch so schweres Leben macht in eindrücklicher Weise deutlich, wie Gott Menschen auch durch tiefste, dunkle Täler führt und trägt.

Menschlich gesehen hätte Paul Gerhardt schon früh verzweifeln müssen. Als Pfarrer im Dreißigjährigen Krieg mit all seinem Elend, Krankheit und Massensterben wäre es für ihn schon genug Belastung gewesen. Die Amtsenthebung aus Glaubensgründen, der Tod der Frau nach 13 Jahren Ehe, das Sterben von vier seiner fünf Kinder, Armut und größte Not konnten ihn nicht hindern, die wunderbarsten und tiefsten Lieder seiner Nachwelt zu hinterlassen. Das bekannte Sommerlied »Geh aus, mein Herz, und suche Freud« (EG 503) entstand gerade in dieser schweren Zeit, gleichsam als
Trost an sich selbst.

Er hat Gottes Führung jeden Tag neu erlebt und gewusst, dass Glaube und Treue nur durch die Hilfe des Heiligen Geistes möglich waren. Dies drückt er in dem Pfingstlied aus »Zieh ein zu deinen Toren, sei meines Herzens Gast« (EG 133), durch das er uns vor Augen führt, in welch vielfältiger Weise der Geist Gottes in jedem Menschen und in der Gemeinde arbeiten will: »Du bist ein Geist, der lehret, wie man recht beten soll« und »Du bist ein Geist der Freuden, von Trauern hältst du nichts«. Er hat in größter Verzweiflung und Not dichten und beten können:
»Warum sollt ich mich denn grämen? Hab ich doch Christum noch, wer will mir den nehmen?« (EG 370).

Unsere Paul-Gerhardt-Gemeinde singt gern diese Lieder und wir wünschen uns, dass es nicht beim Gerne-Singen
bleibt, sondern dass wir aus Paul Gerhardts Liedern unser Gemeindeleben geistlich bereichern lassen und Gott bitten, dass Er jedem einzelnen Christen, aber auch der ganzen Gemeinde diesen Glaubens- und Zeugenmut schenke. Lieder wie »Befiehl du deine Wege« (EG 361), »Lobet den Herren, alle, die ihn ehren« (EG 447) oder auch das Weihnachtslied, dessen Anfangsvers auf der Eingangstür unserer Kirche steht: »Kommt und lasst uns Christum ehren« (EG 39), aber auch viele andere eignen sich bestens zum Auswendiglernen als »Eiserne Ration« für Zeiten, in denen wir keine Gemeinde um uns haben, aber auch, wenn wir unsere Gedanken in die Ewigkeit richten.

Paul Gerhardts Erbe an unsere Gemeinde: Das DENNOCH des Glaubens. Warum? »Die Sonne, die mir lachet, ist
mein Herr Jesus Christ. Das, was mich singen machet, ist, was im Himmel ist!« (EG 351).

Richiza Braun