Als Christ in der DDR – Freiheit

Themenreihe: Freiheit

Freiheit kann man in verschiedensten Lebensbereichen erfahren oder vermissen. Ich habe meine Jugend in der DDR verbracht. Dort war Freiheit in mancherlei Weise eingeschränkt, gerade die Glaubensfreiheit.

Mit dem Fall der Mauer kam zuallererst Reisefreiheit – anstelle der vorherigen Beschränkung der Reisemöglichkeiten auf wenige sozialistische Länder. Offene Grenze zum Überqueren – anstatt nur mit dem Fernglas „in den Westen“ schauen zu dürfen, wie wir, die wir im Grenzgebiet wohnten, dies immer wieder taten. Mit dem sehnlichsten Wunsch, diese Grenze überqueren zu dürfen.

Die Freiheit, Abitur zu machen und ein Studium aufzunehmen? Für bekennende Christen, die nur an der Konfirmation und nicht an der sozialistischen Jugendweihe teilnahmen, war das in der DDR kaum möglich. Ich habe diese Einschränkung der persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten sehr bedauert, kann aber bezeugen, dass Gott, unser Versorger, nicht aufgehört hat, mich später immer wieder mit wunderbaren Möglichkeiten zum Lernen und mit beruflich erfüllenden Aufgaben zu beschenken. Zum Beispiel bekam ich, als ich heiratete und zu meinem Mann zog, sofort eine Arbeitsstelle. Erst später wurde in der Personalabteilung nach meiner „Kaderakte“ gesucht, die manches über mein religiöses, nicht staatskonformes Verhalten enthielt. Man hatte sie zwar von meinem früheren Betrieb angefordert, fand sie aber zunächst nicht. Dabei war sie einfach unter meinem Mädchennamen abgelegt – und dort vergessen worden …

Die Freiheit, seine Meinung zu äußern und seinen Glauben zu leben, ohne dafür mit Bespitzelung oder Verfolgung rechnen zu müssen, ist ein hohes Gut. In der DDR kam es vor, dass Jugendliche, die sich zur Kirche hielten, unter Druck gesetzt wurden, ihre Pfarrer zu bespitzeln. Briefe wurden geöffnet und auf Mikrofilm abgespeichert. Christliche Aussagen waren am Arbeitsplatz nicht geduldet.

Daher bin ich sehr dankbar, jetzt in einem Land zu leben, in dem das Leben nicht in dieser Weise durch Grenzen und Überwachung eingeschränkt ist, ein Land, in dem meine Kinder als Christen Zugang zu einem Studium haben und eine Reise nach Italien oder Israel kein Traum bleiben muss. Ein großes Geschenk, dass wir diese Wende und diesen Wandel erleben durften. Wir können nicht genug dankbar dafür sein.

Angelika Bauersachs