Bild: Wandergruppe in der Wüste, Wadi Rum, Jordanien 2014
Die Vorfahren Israels waren auf Reisen. Über Abraham wird in 1. Mose 12 von seiner großen Reise von Ur in Babylon (im heutigen Irak) in das Land Kanaan, dem heutigen Israel und Palästina, berichtet. Abraham und seine Familie leben als Halbnomaden und wechseln so immer wieder den Lebensmittelpunkt.
Auch seine Nachfahren ziehen umher und werden erst in Ägypten wirklich sesshaft, von wo sie kurze Zeit später bereits wieder vor dem Pharao fliehen und viele Jahre durch die Wüste zie-hen müssen. Und selbst nach der Einnahme des verheißenen Landes ist der Stamm Dan noch auf der Suche nach einem geeigneten Heimatort (Richter 18).
Abgesehen von der Bedeutung Jerusalems berichten nur wenige Texte des Alten Testaments von einer Heimat. Zumeist ist vom verheißenen Land die Rede, nur selten wird der Ausdruck für Heimat genutzt. Letzterer leitet sich vom Wort für ruhen ab und wird z.B. in Ruth 1,9 und 3,1 für den Ruhe- und Heimatort der Witwen verwendet.
Ein unstetes Leben und die Sehnsucht nach Ruhe – wo ist da nun Heimat? Bei aller Mobilität zieht seit Abraham die Familie mit und ist die entscheidende Größe für ein Heimatgefühl. Selbst in der großen Katastrophe des babylonischen Exils (2. Könige 24f) soll sich Israel in der Fremde arrangieren und Familien gründen (Jeremia 29). Diese Familienstruktur scheint auch nach dem Exil von enormer Bedeutung gewesen zu sein (vgl. die nach Familien sortierte Rückkehrerliste in Esra 2).
Schließlich schafft die Begleitung und Anwesenheit Gottes Heimat. Gott führt Israel aus Ägypten, verheißt das Land – nach 5. Mose 12,9 ebenfalls ein Ruheort –, wohnt erst in der Stiftshütte (2. Mose 40) und dann im Jerusalemer Tempel mitten im Volk (1. Könige 8; Psalm 132,13f). Gottes Herrlichkeit geht sogar mit ins Babylonische Exil (Hesekiel 11) und kehrt später wieder zurück (Hesekiel 43). Gott und Familie schienen die wichtigen Konstanten zu sein, damit auch im mobilen Leben Heimat erfahren werden konnte.
Vikar Mathias Litzenburger
Artikel aus dem Gemeindebrief Winter 2023, dort finden Sie auch weitere Artikel zu dem Thema.